Lesezeit: 3 Minuten

Suchmaschinen, die nicht überwachen (3)

Die Schweizer Antwortmaschine, wie der Anbieter seine Suchmaschine selbst bezeichnet, ist übersichtlich und intuitiv zu bedienen. Swisscows arbeitet mit semantischer Informationserkennung.

Alleinstellung durch individuelles Bedienkonzept

Bei diesem Verfahren werden die inhaltliche Bedeutung von Webinhalten mit den Suchanfragen verknüpft, um spezifizierte Treffer zu erzielen. Dem Nutzer werden zu den eingegebenen Suchbegriffen passende Schlüsselwörter in farbigen Kacheln angezeigt. Durch die Auswahl einer Kachel lässt sich die Suche rasch verfeinern.

Anzeige der Suchergebnisse in gewohnter Listenform und Schlüsselbegriffe in Kacheln
Anzeige der Suchergebnisse in gewohnter Listenform und Schlüsselbegriffe in Kacheln

Je nach Zielsetzung lassen sich die Kategorien Web, News, Bilder, Video und Musik voreinstellen. Unter dem Menüpunkt News können die Bereiche weiter gefiltert werden, zum Beispiel in Sport, Menschen oder Unterhaltung.

Die Bildersuche ist besonders komfortabel. Hier hat der Nutzer die Möglichkeit nach bestimmten Kriterien wie Bild- und Dateiformaten, Farben und sogar nach Verwendungslizenzen zu filtern.

Swisscows Kategorien und Filter für Bildersuche
Swisscows Kategorien und Filter für Bildersuche

Zusätzlich stellt Swisscows eine Übersetzungsfunktion zur Verfügung. Für dieses Feature greift der Betreiber auf die Dienste des russisch-niederländischen Portals Yandex zurück.

Die Suchmaschine selbst lässt sich in den Sprachen Deutsch, Englisch, Italienisch, Französisch, Spanisch und Russisch nutzen.

Mit Swisscows bietet der Schweizer IT-Unternehmer Andreas Wiebe seit 2014 ein interessantes Gegenmodell zu Google an. Sein Unternehmen, die Hulbee AG, ist spezialisiert auf Filtertechniken. Diejenigen, die bei Swisscows Anwendung finden, erregten auch die Aufmerksamkeit des Weltkonzerns. Da sich der Entwickler aus dem Thurgau der Datensicherheit verschrieben hat, ließ er dessen Anfragen jedoch unbeantwortet.

Mit einem anderen bekannten Digitalunternehmen hingegen gibt es keine Berührungsängste. Weil für den Aufbau einer Suchmaschine erst einmal ein ordentlicher Grundbestand an zu durchsuchenden Websites nötig ist, lässt sich Swisscows von Microsoft unterstützen. Bis ein eigener Index erstellt ist, basieren die von Swisscows angezeigten Suchergebnisse noch mehrheitlich auf Resultaten von Bing.

Privatsphäre und Datensicherheit per Leitbild garantiert

Die anonyme Suchmaschine Swisscows greift weder IP-Adressen von Nutzern noch Suchbegriffe ab. Es kommen keine Cookies zum Einsatz und es versteht sich, dass keine Besucheranalyse betrieben wird.
Seine Datenbestände verwaltet das Unternehmen ausschließlich auf Schweizer Servern. Dazu ist es im vergangenen Jahr eine Kooperation mit der Mount10 AG eingegangen. Dieses Rechenzentrum ist nach eigenen Angaben das sicherste Europas, weil seine Server unterirdisch in den Schweizer Alpen stehen.

Erschließung von Geldquellen anders als geplant

Starke Partner braucht es nicht nur für Serverkapazitäten und Datenbestände, sondern auch für die Finanzierung.
Das ursprüngliche Vorhaben über die Vermietung von Werbeplätzen Einnahmen zu erzielen, hat sich bald als erfolglos erwiesen. Das Wesen der Digitalökonomie ist es offenbar, dass Unternehmen nur dann interessiert sind Anzeigen zu platzieren, wenn sie im Gegenzug die Verwertungsrechte von Nutzerdaten erhalten.
Nachdem Swisscows diese ja aber gerade nicht erhebt, musste ein anderer Finanzierungsweg gefunden werden. Und so hat sich Andreas Wiebe für eine Partnerschaft mit Amazon entschieden.

Mit dem Menüpunkt Shopping hat Swisscows den ganzen Konsumkosmos von Amazon integriert. Die Nutzer sind während ihrer Suche geschützt und bleiben bis zum Kauf anonym, heißt es bei Swisscows. Für die über das Portal getätigten Einkäufe erhält Swisscows Provisionen.

Leider reichen die Einnahmen für Betrieb und Ausbau der Suchmaschine bei Weitem nicht, weshalb Wiebe regelmäßig Spendenaufrufe startet. Außerdem schießt er Gelder aus dem Mutterunternehmen Hulbee zu. Und schließlich hat er der Suchmaschine einen kleinen Online-Shop mit Fanartikeln angegliedert.

Mittelfristig will der ambitionierte IT-Unternehmer Wiebe das Projekt in eine Stiftung überführen. Er ist sich seines Erfolgs gewiss. Für die sichere Suche prognostiziert er eine deutlich steigende Nachfrage, weil seiner Meinung nach immer mehr Menschen das Empfinden haben werden, dass das Ausmaß an Überwachung zu große Dimensionen annimmt.

Unternehmer mit Mission

Swisscows-Gründer Andreas Wiebe
Swisscows-Gründer
Andreas Wiebe

Suchergebnistreffer, die man bei Swisscows garantiert nicht erhält, sind solche mit gewalttätigen oder pornographischen Inhalten. Der Schutz von Kindern und Jugendlichen liegt dem Betreiber so am Herzen, dass er auch Aufklärungsarbeit in Schulen leistet. Unter einem eigenen Menüpunkt lässt sich eine informative Broschüre zur digitalen Medienerziehung herunterladen.

Dass es durchaus zusammenpasst Anbieter zeitgemäßer Business-Lösungen zu sein und zugleich der Digitalökonomie kritisch gegenüberzustehen, beweist Andreas Wiebe mit seinem engagierten Blog. Hier äußert er sich zu aktuellen Meldungen in den Themenbereichen Datenschutz und Medienerziehung.

Zur Suchmaschine Swisscows

Weitere Beiträge aus der Reihe "Suchmaschinen, die nicht überwachen":

Warum es sich lohnt, nicht nur für Google zu optimieren (1)
Qwant, die sichere Suchmaschine aus Frankreich (2)
DuckDuckGo, der amerikanische Freund (4)
Startpage, von Edward Snowden empfohlen (5)